Sachartikel 2003
Zusammenschluss der ersten deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion im Jahr 1941, die sich offen als Hitlergegner erklärten. Mit Unterstützung deutscher Exil-Kommunisten leisteten sie unter den noch von der Nazipropaganda beeinflussten Mitgefangenen Aufklärungsarbeit über den verbrecherischen Charakter des Krieges gegen die Sowjetunion.
Im September 1944 von den Wehrmachtsangehörigen Falk Harnack und Gerhard Reinhard ins Leben gerufenen Sammlungsbewegung unter den deutschen Okkupationstruppen in Griechenland, die überwiegend aus 999er Einheiten kamen und am bewaffneten Widerstand in der griechischen Befreiungsarmee (ELAS) teilnahmen.
Von der Politischen Hauptverwaltung der Roten Armee gebildete Lehreinrichtungen für antifaschistisch gesinnte deutsche Kriegsgefangene. Die erste dieser Schulen wurde am 2. Mai 1943 im Kriegsgefangenenlager Oranki b. Gorki eröffnet, die anschließend als zentrale Antifaschule nach Krasnogorsk b. Moskau (Lager 27) verlegt wurde. Eine zweite Zentralschule nahm am 20. Juni 1943 in Talizi b. Iwanowo (Lager 165) ihre Tätigkeit auf. Außer den zwei Zentralschulen gab es noch sieben Frontschulen, die es im Hinterland der Kampflinie von der Kurlandfront im Norden bis zur Kaukasusfront im Süden gab und die sich bis zum Kriegsende mit dem Vorrücken der Roten Armee in einem ständigen Ortswechsel bis nach Deutschland befanden. Im Unterschied zu den Zentralschulen, deren Absolventen zur Frontorganisation des NKFD als Bevollmächtigte, Beauftragte und Helfer delegiert wurden, hatten die Frontschulen die Aufgabe, Antifaschisten für ihren unmittelbaren Einsatz als Propagandisten und Agitatoren an der Front sowie im Hinterland der faschistischen Truppen vorzubereiten.
Nach intensiver Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit in einem Mannschaftslager unterzeichneten 158 deutsche Kriegsgefangene einen »Appell an das deutsche Volk«, in dem sie ihren Bruch mit Hitler, dem Verderber Deutschlands, begründeten. Der Appell der 158 erschien in der ersten Nummer der Zeitung »Das freie Wort« und wurde in allen Lagern zur Diskussion gestellt.
Die Gründung des kirchlichen Arbeitskreises beim NKFD erfolgte auf der Vollsitzung des NKFD, die vom 14. bis 16. Juni 1944 stattfand. Geladene Gäste waren 29 Geistliche beider Konfessionen, die als Wehrmachtspfarrer sowie als Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten in Kriegsgefangenschaft geraten waren. Ihrem Wunsch entsprechend kam es zur Gründung des Arbeitskreises, der sich über den Sender und das Organ des NKFD, der Zeitung »Freies Deutschland«, an die Christen an der Front und in der Heimat mit der Aufforderung wandte, Hitler zu stürzen und den Krieg zu beenden. Als Mitglieder des Nationalkomitees wurden der katholische Pfarrer Josef Kayser und der evangelische Pfarrer Johannes Schröder in den geschäftsführenden Ausschuss berufen. Sonntag für Sonntag hielten Mitglieder des Arbeitskreises im Sender »Freies Deutschland« in evangelischen und katholischen Predigten gegen das Naziregime und seinen verbrecherischen Krieg.
Am 22. Juni 1944, auf den Tag genau, an dem drei Jahre zuvor der Überfall der Hitlerwehrmacht auf die UdSSR erfolgte, begann die sowjetische Sommeroffensive in Belorussland in einer Stärke, die alles Bisherige in diesem Krieg weit übertraf. Die Wucht des Angriffs der Roten Armee steigerte sich in den ersten Tagen so, dass die Verbindungen innerhalb der deutschen Armeen verloren gingen. Die oberste Führung der deutschen Mittelfront hatte keine Möglichkeit mehr, ihre Truppen zu koordinieren. Am 30. Juni 1944 existierte die deutsche Heeresgruppe Mitte nicht mehr. Zweihunderttausend deutsche Soldaten und Offiziere, darunter zehn Generale, waren gefallen. 85.000 Wehrmachtsangehörige, unter ihnen 21 Generale, hatten sich der Roten Armee gefangen gegeben. Aus der Gefangenschaft heraus richteten 17 von ihnen (vier Armeekorps- und 13 Divisionskommandeure) einen Aufruf an ihre noch in der Wehrmacht verbliebenen Kameraden, der als »Aufruf der 17 Generale« von ihren unterzeichnet, zum Inhalt hatte: »daß die letzten Kämpfe und die die Kriegsentscheidung endgültig bestimmende Niederlage der Heeresgruppe Mitte sie zu der Überzeugung von der Aussichtslosigkeit eines weiteren Kampfes brachten und daher den Aufruf veranlaßt haben, um dieWahrheit über die Tage an der Ostfront, die Ursachen für diese Niederlagen und den Ausweg zu sagen, die entscheidende Trennung von Hitler und seinem Kreis, die Ablehnung der Durchführung von Befehlen Hitlers und seiner Beauftragten sowie die sofortige Einstellung des Kampfes und sinnlosen Blutvergießen erfordern. Wartet nicht, bis Hitler Euch zugrunde richtet! Auftreten gegen Hitler ist Auftreten für Deutschland!« Die lnformationsstelle des Nationalkomitees »Freies Deutschland« teilte mit: Am 27. Juli 1944 wurden im Haus des Nationalkomitees »Freies Deutschland« vier Generale der Heeresgruppe Mitte durch den Präsidenten des Nationalkomitees, Erich Weinert und den Präsidenten des Bundes Deutscher Offiziere General d. Artillerie, Walther von Seydlitz, empfangen. Die Begegnung, die auf Wunsch und Einvernehmen mit den anderen Unterzeichnern des Aufrufes der 17 Generale der Heeresgruppe Mitte erfolgte, dauerte mehrere Stunden. Von beiden Seiten wurde der Wille und die Bereitschaft zu enger Zusammenarbeit für das gemeinsame Ziel zum Ausdruck gebracht.
Am 13.5.1941 verfügte Hitler über das OKW, dass die Aburteilung von »Feindlichen Zivilpersonen« im Gebiet »Barbarossa«, also in den von deutschen Truppen im Russlandfeldzug zu besetzenden Teil der Sowjetunion, der Militärgerichtsbarkeit entzogen und örtlichen Truppenführern zu überlassen sei. Der Erlass stieß im Offizierskorps zwar auf Kritik, in vielen Fällen wurde er aber dennoch zum Freibrief für Ausschreitungen und für die ausdrücklich von Hitler vorgesehenen »kollektiven Gewaltmaßnahmen«, worunter das Niederbrennen ganzer Dörfer und summarische Hinrichtungen bei »Heimtückischen« Angriffen zu verstehen waren.
Die BK hatte ihre Wurzel in der Oppositionsbewegung (Pfarrernotbund) gegen die Kirchenpartei der Deutschen Christen (DC), die 1933 mit Unterstützung der NSDAP die Macht in großen Teilen der evangelischen Kirche errangen und diese, ganz im Sinne Hitlers, organisatorisch und ideologisch mit de NS-System »gleichschalten« wollten. Gegen diese Versuche vertrat sie die biblische Lehre. Anhänger der BK gehörten direkt zur politischen Widerstandsbewegung, vor allem in Kreisen, die den Umsturzversuch des 20. Juli 1944 herbeiführten, wie Pfarrer Dietrich Bonhoeffer. Karl Barth, der jahrelang als Religionsphilosoph an deutschen Universitäten, zuletzt in Bonn gelehrt hatte, wurde von der Hitlerregierung jede weitere Lehrtätigkeit untersagt. Er musste Deutschland verlassen und ging in seine Heimatstadt Basel zurück. In der Schweiz wurde er später nach der Gründung der »Freien Deutschen Bewegung«, die er ideell und materiell unterstützte, zu ihrem Mäzen.
Die sogenannten Bewährungseinheiten der Wehrmacht gehörten zu einem Gesamtsystem, das den Strafvollzug in den Dienst der Kriegsführung stellte. Es handelte sich dabei um Kriminelle, aber auch um »politisch Unzuverlässige«, die mit Erlass vom 21.12.1940 zur »Bewährungstruppe 500« zusammengefasst wurden. Daraus entstand im Herbst 1941 das Infanterie Ersatzbataillon 500, welches später zum Regiment erweitert wurde. Das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) veranlasste im Oktober 1942 die Aufstellung der Bewährungstruppe 999 auf dem Truppenübungsplatz Heuberg. Sie bestand überwiegend aus zivilrechtlich wegen politischer oder krimineller Delikte mit Zuchthaus bestraften, von der Wehrpflicht als »wehrunwürdig« Ausgeschlossenen. Von den etwa 28.000 »999ern« zählten rund ein Drittel zu den politischen Gegnern des Naziregimes. Unter ihnen befand sich die ganze Bandbreite des antifaschistischen Widerstandes, insbesondere aus der Arbeiterbewegung. Sie kamen vielfach aus der Illegalität und der Verfolgung und suchten Kontakte zur Zivilbevölkerung und zur Widerstandsbewegung in den besetzten Gebieten. An ihren Einsatzorten in Nordafrika, besonders in Griechenland und auf dem Balkan, liefen viele »Bewährungssoldaten« zu den Volksbefreiungskräften und Partisanen über, oder schlossen sich wie in Griechenland zu »Antifaschistischen Komitees Freies Deutschland« deutscher Soldaten zusammen. Das Kriegsende erlebten viele von ihnen in alliierter Kriegsgefangenschaft.
- Bund Deutscher Offiziere (BDO)
Bald nach Gründung des Nationalkomitees »Freies Deutschland« (NKFD) wurde eine intensive Werbung unter den kriegsgefangenen Offizieren und unter den Generalen ins Auge gefasst – es erwies sich als notwendig, höhere Offiziers-Dienstgrade für die Bewegung zu gewinnen, deren Stimme bei den Befehlshabern auf der anderen Seite der Front mehr Gehör finden würde als die Stimme des kleinen Offiziers und des Soldaten. Die Werbung unter den Offizieren stieß auf größere Schwierigkeiten als bei den Mannschaften. Es war schwer, gegen traditionelle, starr gewordene Ehrbegriffe zu argumentieren. Dennoch gelang es, eine größere Anzahl von Mitkämpfern unter den jüngeren Offizieren zu gewinnen. Um den Offizieren den Anschluss an die Bewegung »Freies Deutschland« zu erleichtern, wurde von der Gruppe antifaschistischer Offiziere im NKFD die Schaffung einer Organisation ins Auge gefasst, die den Offizieren die Möglichkeit gab, sich ebenfalls einer Antihitler-Bewegung anzuschließen. Die zu schaffende Organisation sollte sich Bund Deutscher Offiziere (BDO) nennen. Es wurden eine Reihe von Delegationen aus Offizieren unter den Mitgliedern des Nationalkomitees in die Offizierslager gesandt, um für den Bund zu werben, und im Fall des Erfolges Delegierte zu einer Gründungsversammlung nach Moskau, mitzubringen. Der Gedanke, einen solchen Bund zu schaffen, fand fruchtbaren Boden bei einer größeren Anzahl von Offizieren. Die Werbung unter Generalen blieb jedoch anfangs erfolglos. Als die Vorbereitungen zur Gründungsversammlung im Gange waren, stellten sich jedoch nach Überwindung der letzten Bedenken, einige Generale zur Verfügung, an ihrer Spitze der ehem. Kommandierende General des LI Armeekorps bei Stalingrad, General der Artillerie Walther von Seydlitz, ihm folgten die Generale von Daniels, Lattmann und Dr. Korfes. Die Versammlung wählte General von Seydlitz zu ihrem Präsidenten. Da nun unter den Initiatoren des BDO alle Dienstgrade vertreten waren, gelang es, die Werbung leichter durchzuführen. Auch wirkte der Mut, mit dem Generale sich der Sache zur Verfügung stellten, beispielgebend. Am 11. und 12. September 1943 fand in Lunjowo b. Moskau in Anwesenheit von über hundert Delegierten aus fünf Offiziers-Gefangenenlagern die Gründung des BDO statt. Der Bund bekannte sich in seiner Zielsetzung zum Programm des NKFD und beschloss, sich ihm anzuschließen. Der Anschluss an das NKFD erfolgte am 14. September 1943 auf einer Vollsitzung des Nationalkomitees. In einer einstimmig angenommenen Wahl wurden die Generale von Seydlitz und von Daniels als Vizepräsidenten und fünf Offiziere des BDO, unter ihnen zwei ehem. Divisions-Pfarrer ev. u. kath. Konfession, als Mitglieder in das NKFD aufgenommen.
- Forces Francaises Libres (FFL)
Nach Absprache mit Churchill wurden ab 7.8.1940 von de Gaulle bewaffnete Verbände rekrutiert, die unter dem Name »Forces Francaises Libres« auf alliierter Seite gegen Deutschland kämpften.
Der dichte Buschwald, französisch Maquis, bot verfolgten Partisanen guten Unterschlupf. Im übertragenen Sinne wurde daraus die Bezeichnung Maquis für die französische Untergrundbewegung Resistance. Ihre Kämpfer nannte man entsprechend Maquisards.
Am 12. und 13. Juli 1943 fand in Krasnogorsk bei Moskau die Gründung des Nationalkomitees »Freies Deutschland« statt. Zu den Gründern gehörten kriegsgefangene Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaftsdienstgrade der ehemaligen Wehrmacht, sowie Vertreter der deutschen politischen Emigration, Schriftsteller, Ärzte, Geistliche und Arbeiter, kurz gesagt Vertreter verschiedener sozialer Gruppen. Zum Präsidenten des Nationalkomitees wurde der Schriftsteller und Dichter, der Kommunist Erich Weinert gewählt. Zwei Monate später, am 11./12. September, wurde in Lunjowo bei Moskau auf einer Konferenz kriegsgefangener Offiziere und Generale der »Bund Deutscher Offiziere« (BDO) gegründet. Zum Präsidenten des BDO wurde der Generell der Artillerie, Walther von Seydlitz gewählt, der Ende Januar 1943 bei Stalingrad gefangen genommen worden war. Die Formierung beider Organisationen an der Wende des Krieges wurde zum Symbol des antifaschistischen Widerstandes außerhalb der Grenzen Deutschlands und versetzte dem Hitlerregime und seinem Oberkommando der Wehrmacht einen empfindlichen Schlag. Den bereits auf der Gründunsversammlung des BDO erkennbaren Bestrebungen für einen Zusammenschluss mit dem Nationalkomitee bei Weiterbestehen des BDO wurde am 14. September 1943 auf der gemeinsamen Vollsitzung NKFD/BDO durch eine Nachwahl von 14 BDO-Mitgliedern, unter ihnen die ersten vier Generale, sowie je drei Angehörige der Politemigration und der delegierten Kriegsgefangenen zu Mitgliedern des Nationalkomitees entsprochen. Gleichzeitig wurde mit dieser Wahl das bisherige Präsidium mit den Vizepräsidenten Major Karl Hetz, Leutnant Heinrich Graf von Einsiedel und Soldat Max Emendörfer, durch die Vizepräsidenten General Walther von Seydlitz und Generalleutnant Edler von Daniels ergänzt. Alle 55 Mitglieder des jetzt vergrößerten Nationalkomitees unterzeichneten zum Abschluss der Konferenz das Manifest des Nationalkomitees »Freies Deutschland« an die Wehrmacht und an das deutsche Volk vom 13. Juli 1943.
Unter dem Namen OSS wurde am 13. Juli 1942 ein geheimer militärischer und politischer Auslandsnachrichtendienst und politischer Auslandsinformationsdienst der USA gegründet, dessen Aufgaben die Beschaffung von Feindnachrichten, Organisation von Aktionen und Sabotageakten in Feindländern, die Förderung von Zersetzung und Partisanentätigkeit in den vom Gegner besetzten Ländern waren.
- Organisation Todt (OT)
Nach ihrem Leiter Todt hieß die 1938 für den Bau militärischer Anlagen gegründete Truppe OT; nach Kriegsbeginn vor allem mit der Instandsetzung zerstörter Verkehrswege im Reich und in dem besetzten Gebieten sowie mit Befestigungsanlagen (Atlantikwall) beauftragt.
- »TA« – Travail allemand – Deutsche Arbeit
Bereits unmittelbar nach der Besetzung Frankreichs durch die faschistische Armee, hatte die Französiche Kommunistische Partei begonnen, den Widerstand zu organisieren. Dazu gehörte die antifaschistische Aufklärung der Angehörigen der Okkupationsmacht. Innerhalb der französischen Resistance wurde eine besondere Abteilung für die deutsche Arbeit (TA) gebildet mit dem Ziel, in die faschistische Kriegsmaschine einzudringen, die faschistische Ideologie der Soldaten mittels mündlicher und schriftlicher Agitation zu bekämpfen und für den Friedensgedanken in der deutschen Armee den Dienst-und Verwaltungsorganen zu wirken. Eine große Zahl der deutschen Sprache mächtigen Männer, Frauen und Mädchen sowie Sympathisierende (Ungarn, Rumänen, Polen, Jugoslawen u.a.) führten diese schwierige Agitationsarbeit mutig und unerschrocken aus.