Aufruf der 17 Generale
Aufruf der 17 Generale
Am 22. Juni 1944, auf den Tag genau, an dem drei Jahre zuvor der Überfall der Hitlerwehrmacht auf die UdSSR erfolgte, begann die sowjetische Sommeroffensive in Belorussland in einer Stärke, die alles Bisherige in diesem Krieg weit übertraf. Die Wucht des Angriffs der Roten Armee steigerte sich in den ersten Tagen so, dass die Verbindungen innerhalb der deutschen Armeen verloren gingen. Die oberste Führung der deutschen Mittelfront hatte keine Möglichkeit mehr, ihre Truppen zu koordinieren. Am 30. Juni 1944 existierte die deutsche Heeresgruppe Mitte nicht mehr. Zweihunderttausend deutsche Soldaten und Offiziere, darunter zehn Generale, waren gefallen. 85.000 Wehrmachtsangehörige, unter ihnen 21 Generale, hatten sich der Roten Armee gefangen gegeben. Aus der Gefangenschaft heraus richteten 17 von ihnen (vier Armeekorps- und 13 Divisionskommandeure) einen Aufruf an ihre noch in der Wehrmacht verbliebenen Kameraden, der als »Aufruf der 17 Generale« von ihnen unterzeichnet, zum Inhalt hatte:
»...daß die letzten Kämpfe und die die Kriegsentscheidung endgültig bestimmende Niederlage der Heeresgruppe Mitte sie zu der Überzeugung von der Aussichtslosigkeit eines weiteren Kampfes brachten und daher den Aufruf veranlaßt haben, um die Wahrheit über die Tage an der Ostfront, die Ursachen für diese Niederlagen und den Ausweg zu sagen, die entscheidende Trennung von Hitler und seinem Kreis, die Ablehnung der Durchführung von Befehlen Hitlers und seiner Beauftragten sowie die sofortige Einstellung des Kampfes und sinnlosen Blutvergießen erfordern. Wartet nicht, bis Hitler Euch zugrunde richtet! Auftreten gegen Hitler ist Auftreten für Deutschland!«
Die Informationsstelle des Nationalkomitees »Freies Deutschland« teilte mit:
»Am 27. Juli 1944 wurden im Haus des Nationalkomitees »Freies Deutschland« vier Generale der Heeresgruppe Mitte durch den Präsidenten des Nationalkomitees, Erich Weinert und den Präsidenten des Bundes Deutscher Offiziere General d. Artillerie, Walther von Seydlitz, empfangen. Die Begegnung, die auf Wunsch und Einvernehmen mit den anderen Unterzeichnern des Aufrufes der 17 Generale der Heeresgruppe Mitte erfolgte, dauerte mehrere Stunden. Von beiden Seiten wurde der Wille und die Bereitschaft zu enger Zusammenarbeit für das gemeinsame Ziel zum Ausdruck gebracht.«